Sonntag, 21. Juni 2015

Über Nuancen und die Sinnhaftigkeit reiner Ereignisse

Die Nuance erweise sich im hellen Licht der  Unterscheidung  als unabwendbarer Feind der Dialektik, sagte Mangold. Und dann behauptete er noch, man müsse beständig und ohne Unterlass über den Rand hinaus denken. Erst dann, wenn man über den Rand hinaus zu denken vermöge, was im Einzelfalle gar nicht so einfach sei, da sich dieser Rand als nichts Fixes, als nichts Unabänderliches, sondern als ein sich immer wieder Veränderndes erweise, das sich, obwohl in seiner Randidentität gefangen, bei genauerer Betrachtung beständig ausdehne. 
Erst dann, wenn man diesen Schritt hin zu genauerer Betrachtung setze, würde man erkennen, dass es sich dabei eigentlich um ein Großes Tier handle und dieses Große Tier aus vielen kleinen Tieren bestehe, die einander anhaften, die ineinander verkrabbelt sind und dann doch wieder nicht sind, weil es sich eben gerade nicht um irgendeine Form von Organizität handle; und dass genau diese Tatsache die Voraussetzung dafür schaffe, dass ein  Gehirn wie das seine ein Eigenleben zu entwickeln und die latenten Gegensätze von Begriffen aufzulösen im Stande sei.
Es bewege sich doch alles auf irgendeine Weise, sagte er, ohne von irgendetwas bewegt zu werden. Auch wenn es nur daliege oder dastehe, sei es Alles und ein Bewegtes noch dazu. Ein Geheimnis und ein Ereignis sei es, mit dem einzigen Sinn ausgestattet, uns zu verwirren.  Ein Ereignis aber, das gebe er zu bedenken, so es mit Sinn ausgestattet sei, habe unzweifelhaft den Status eines reinen Ereignisses verloren.  
Und: 
Es gehöre wahrlich kein barocker Wagemut dazu, dies zu behaupten, sagte Mangold.

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