„Nichts lebt, das würdig
Wär’ deiner Regungen, und keinen Seufzer
verdient die Erde.
Schmerz und Langeweile ist unser Sein und
Kot die Welt –
nichts anderes.
Beruhige dich.“
Giacomo Leopardi 1798 - 1837
„Darf man sich heute noch
Hoffnungen machen?“, sprach Mieze.
„Und wenn, worauf?“, antwortete Maunz.
Nachdem sie sich ausgiebig zugeblinzelt hatten, leckten sie mit größter
Sorgfalt ihre nassen Pfoten, um nicht ungepflegt zu erscheinen. Das hielten sie
so, ihr ganzes Leben lang. Allein deswegen galten sie als gut-bürgerlich.
Nichtsdestotrotz beliebten
sie des Nachts Ausflüge zu unternehmen, bevorzugt in die verruchtesten
Gegenden des Viertels.
„Aber ich bitte Sie, mein
Herr, machen
Sie sich keine Hoffnungen!“, gurrte die Schöne
aus den Dreißiger Jahren als er, der Galante, einen zarten Kuss an ihren
Handschuh hauchte. Nach einem langen, tiefen Blick in ihre Sehnsuchtsaugen sah
er sich zu erwidern veranlasst: „Aber ich bitte Sie gnädige Frau, Hoffnungen
macht man sich doch immer, irgendwie!“
Zartbitteres, wie das, ist
heute nicht mehr gefragt.
Im Zeitalter
multifunktionaler Analphabetismen und erotischer Legasthenien, bleiben die
zwischen den Zeilen platzierten Anerbieten nicht nur unverstanden, sie bleiben
auch unbeachtet. Die Grenzen unserer Sprache, sind eben doch die
Grenzen unserer Welt.
Die letzten Saurier
distinguierten Verhaltens wurden – so scheint’s – bereits vor Jahrhunderten
unter die Erde
gebracht und vermittels sozialer Evolution durch moderne Nachfolger ersetzt.
„Cool! Nicht wahr?“ sagt
Mieze.
Ihr
Allerliebster hingegen bleibt stumm, bestrebt, auf diese Weise die damit verbundenen Hoffnungen
aufrecht zu erhalten.