Sonntag, 23. November 2014

Hoffnungen, Utopien und andere Illusionen Teil 2

          
Hoffnungen darf man sich machen!  Illusionen hingegen sind verpönt?
"Angeblich sei es Anton Tschechow gewesen, der meinte: „Illusionen sind immer noch besser als nichts.“ meinte einer, der als belesen galt. Jetzt sei es an ihr, zu schweigen, dachte sie.

Nach einer Weile konnte sie nicht mehr anders: "Und wie steht’s mit den Utopien?"

Sie sind wie wir auch - vielleicht sollte man sagen: bedauerlicherweise - vielleicht sogar unwiderruflich, aus der Mode gekommen.  Erzeugten sie in ihrer Hochblüte noch so manches Getöse, scheinen sie inzwischen – sang- und klanglos - im Morast der Zeitgeschichte versunken zu sein.
Hin und wieder, in ganz seltenen Fällen nur, lassen sie wenige Augenblicke lang und nur zur Erbauung  für ein paar übrig gebliebene Saurier längst vergangener Zeiten noch ein Zipfelchen ihrer Feld-Standarte aus den Untiefen geistiger Ereignislosigkeit hervorlugen. Mit dem Makel der Vergänglichkeit behaftet, lösen sich auch diese nebelgleich im Trubel des Alltags auf, denn spätestens dann, wenn der gröbste Durst nach dem Neuen gestillt ist, glaubt man auf die labende Wirkung ihrer Kondensation und die diesen Prozess begleitenden gedanklichen Tautropfen verzichten zu können.
Wenn man sich allerdings vergegenwärtigt, sagte sie, wie viel Unglück in der Welt durch das Bestreben hervorgerufen war, Utopien zu verwirklichen, fällt der Verzicht leicht. Viele der Utopien, deren Kern und Ursprung angeblich reinste Heilsversprechen waren, endeten öfter im Blut von Generationen als in paradiesischen Zuständen.

"Es ist doch immer wieder eine Freude, Dir zuzuhören, mein großer Meister!", sagte sie in sein Schweigen hinein, nur um noch etwas zu sagen, und er war zufrieden damit.